Werden sie autonom. Dann brauchen sie auch keine praktischen Ticks für den Alltag, der Alltag ist ja gerade sehr störungsanfällig geworden. Er leidet am Tourettsyndrom. „Sicherheit“ schreit er, „Sicherheit“, bei gleichzeitiger Provokation bewaffneter Konflikte. Ein bewaffneter Konflikt klingt ja auch nur nach Baseballschläger, nicht aber nach Atombombe, nach Vergewaltigung, nach Drohnen und Toten, Armut und quälenden Erinnerungen. Aber darüber wollen wir heute nicht reden. Alleine das Sprechen darüber und das Einstehen für Frieden soll laut Tourettsyndrom die Sicherheit bedrohen.
Autonomie kommt aus dem Altgriechischen und meint: Eigengesetzlichkeit. Selbständigkeit. Aus dieser Position heraus gelingt es ihnen, sich als Wesen der Freiheit zu begreifen. Freiheit heisst, Entscheidungen treffen zu können, und mit den Konsequenzen zu leben. Um eine richtige Entscheidung zu treffen, müssen sie nachdenken. Nachdenken fühlt sich im ersten Moment an wie eine riesen Sauerei im Gehirn. Gedanken fliegen wild umher, widersprechen sich, wollen keine Ordnung bilden. Nur Lesen vermag begriffliche Ordnung herzustellen. Lesen sie Bücher!
Als freier Geist glauben sie nicht mehr einfach, was in der Zeitung steht. In der Zeitung A steht nämlich dasselbe wie in der Zeitung B, das, was auch die Tagesschau berichtet. Schmeissen sie den Fernseher aus dem Fenster, das hat symbolischen Gehalt, wenn sie sich jemals gefragt haben, wie es denn sein kein, dass Medien, die sich der objektiven Berichterstattung verpflichten, alle haargenau die gleiche Information verbreiten. Das wäre dasselbe, wie wenn sie nach einer Kulturveranstaltung, sofern sie noch zu dieser seltsamen Spezies gehören, die sich SOWAS antut, alle haargenau die gleichen Eindrücke des Abends widergeben würden. Und es irritiert sie doch, wenn alle Tomaten schmeissen, aber am nächsten Tag einer behauptet: Es war toll! Alle waren begeistert!
Gehen sie in eine Berghütte. Stellen sie sich in den Regen. Wenn es ihnen gelingt, mit den Zeitungen, die sie nun nicht mehr lesen, ein Feuer zu entfachen, das sie wärmt und ihre Kleider trocknet, dann sind sie autonom.
Sobald sie autonom, sprich, SELBSTÄNDIG sind, bringen sie die besten Voraussetzung mit, um autark zu werden. Autark meint im Weitesten Sinne selbstversorgend. Sie brauchen Streichhölzer.
Streichen. Man streicht jemandem die Haarsträhne aus dem Gesicht. Man streicht vielleicht versonnen eine Bettdecke glatt, bevor man jemandes Haarsträhne aus dem Gesicht streicht. Streichen liegt dem Streicheln sehr nahe. Sie brauchen Verbündete. Sie brauchen Zündstoff. Sie brauchen einen leicht entzündlichen Sprengstoff, der einen schwer entzündlichen zur Explosion bringt. Das war jetzt eine kleine Metapher am Rande, eine leicht erotische Konnotation, um diesem Rezeptbuch, was es nicht ist, die richtige Würze zu verleihen.
Wir brauchen keine Bomben zu basteln, wenn wir uns mit dem Gegenüber nur richtig reiben. Über eine Welt, die wir zusammen gestalten.