Formalitäten der Seele

Ich komme nicht in die Sätze, habe mich selbst versatzt, nach dem Rhythmus gesucht, heisst, festgestellt, dass mir der Rhythmus abhanden gekommen ist. Vorher war die Versatzung nicht so arg; hab mich halt auf die Handlung konzentriert. Handlung mit Herzrhytmusstörungen, aber das kennen wir ja alle mal.

In den Graben zwischen den Sätzen gefallen. Kein Naherholungsgebiet. Die herrschende Sprache: Gewalt.

Aber das Tagesbewusstsein kämpft gegen das Abgekoppeltsein von poetischer Sprache, Spurensuche im Nichts, Atemzüge der Einsamkeit, das rührt alles von zu sehr Aussenwelt, Machtpolitik, die unsere Art zu sehen, riechen, schmecken, zu fühlen – in Angst – diktiert.

Die poetische Sprache kennt kein Diktat, so wenig wie Serotonin auf Befehl ausgeschüttet werden kann, wenn nicht durch künstliche Stimulanzien. Den Kopf frei bekommen davon, von dem ganzen Müll, den leeren Versprechungen, während wir giftige Dämpfe einatmen. Also kommt es vor, dass die Sätze davon gehen, vorausschauend vor gehen, damit sich die Seele nicht auch noch um Formalitäten kümmern muss. Daher versteht niemand die Poesie, da sie sich in die Zukunft hineinschreibt. Und nenn mir einer, der das Wort „Zukunft“ nicht fürchtet. „Zukunft“ geht einher mit „Sein“.