Der Kurs war von Anfang an ein Renner: „Ambitionslosigkeit für Anfänger“. Aufgrund der grossen Nachfrage bot das Institut für Wahrheitsfindungsprozesse schliesslich den Weiterführungskurs „Ambitionslosigkeit für Fortgeschrittene“ an. Viele Leute staunen natürlich erst einmal und meinen, dafür bräuchte es doch weiss Gott keine Kurse, so rumhangen könne doch jeder, und die Stadt hätte doch schon genügend Lümmelnde vorzuweisen.
Hierbei handelt es sich um ein Missverständnis. Verwahrlosung ist nicht gleichzusetzen mit Ambitionslosigkeit. Der Verwahrloste ist Gefangener seiner Passivität, der Ambitionslose muss sich in einem Balanceakt seine Position jeden Tag von neuem sichern. Der Verwahrloste fällt der Gesellschaft zur Last, ein Ambitionsloser würde das niemals erreichen – diese Anstrengung wäre zu gross für ihn.
Kennzeichnenderweise kommen viele Leute mit hohem Bildungsgrad zu uns. Leute aus der Arbeiterschaft haben leider noch oft das kapitalistische Bild des gesellschaftlichen Aufstieges verinnerlicht: „Trete oder du wirst getreten.“ Dafür sind die Hochqualifizierten heute schlicht zu schwach, sie liegen nach der ersten Sturmböe flach. Also sagen sie sich: „Warum in den Sturm gehen, wenn ich die Wolke umschiffen kann!“
Uns wird oft der Vorwurf gemacht, dass wir damit die Leute aus der Verantwortung nehmen, das Gegenteil ist der Fall. Wir entziehen den Grosskonzernen allmählich die menschliche Ressource. Es wird für sie immer schwieriger, Projektmanager zu finden, führende Posten zu besetzen, da immer wie mehr Leute dafür einfach zu dumm sind. Dank Angeboten wie unseren, verstehen die Arbeitnehmer Begriffe wie „Profitmaximierung“ nicht mehr. In der heissen Phase eines Projektes legen sie oft ein Arztzeugnis vor oder die Frauen werden schwanger.
Wir bringen den Leuten bei, wie sie ihren Energieverbrauch tief halten. Arbeiten die Leute beispielsweise weniger, machen sie auch weniger von der Infrastruktur Gebrauch, so werden beispielsweise Investitionen im Verkehr hinfällig. Sie produzieren weniger Abfall und reden auch weniger Müll, wenn man mal bedenkt, was man täglich für Idioteien von sich gibt, nur weil Leute von uns erwarten, dass wir sprechen!