Sonntag

Betrachte all die Möglichkeiten, denen ich nicht nachgehen muss. Dadurch entfaltet sich die Zeit vor mir – wie ein frisch gewaschenes Laken, das im Wind flattert.

 

Wasche meine Bettwäsche, damit meine Träume wieder herrlich duften, nach Heimat und der Sicherheit, dass da jemand ist, der sich kümmert.

 

Ein Gewitter zieht auf, die Donnerschläge sind bereits zu hören. Das Unwetter wühlt alles auf, die Gefühle, den Erinnerungsspeicher der letzten Woche, die Zukunftsaussichten – sofern ich diesbezüglich Prognosen wage: Wie oft zeigt sich die Zukunft in einem anderen Kleid, als dem, das wir ihr zugedacht haben. Sie ist ein bisschen wie ein Teenager-Girl, im letzten Moment entscheidet sie sich doch für den Schlabberlook oder den viel zu kurzen Rock. Sobald sie sich passend kleidet, nähert sie sich dem Kollaps. Kapitulation auf allen Ebenen. Flucht in alternative Welten – wo die Zeit keine Rolle mehr spielt, da der Körper längst vergessen ward.

 

Es regnet selten viel, aber wenn es regnet, dann immer sonntags, als ob Gott auch das Wandern verböte.

 

In meiner Wohnung gibt es Staub. Manchmal habe ich Angst davor, ihn wegzuwischen. Ich könnte dadurch vollumfänglich gegenwartsfähig werden – und aus Versehen die Sätze auslöschen, die mir doch den Weg weisen. Nicht immer geradeaus. Manchmal muss man rückwärtsgehen, um den Wind zu spüren, der einen anschiebt – oder hält. Auch das Gehaltensein will verstanden werden.

 

Bis nach ein paar Zeilen sanfter Skepsis der Himmel aufklart und sich eine Möglichkeit ganz deutlich herausschält. 

 

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