Erosion

Erosion

 

Reden sie bitte niemals von Völkern, denn die gibt es in der globalisierten Gesellschaft nun wirklich nicht mehr. Ein Volk bezeichnet eine Gemeinschaft, die Werte und eine gemeinsame Geschichte teilt. Werte fallen nicht vom Himmel. Werte entstehen, eben durch die gemeinsame Geschichte. Also, wer heute noch von Völkern redet, ist ein Realitätsleugner, schliesslich bewegt sich die Ressource Mensch längst fernab seiner Heimat. Heimat bedeutet für jeden etwas anderes, ursprünglich meinte man damit den Geburtsort, den Ort der Familie und der Freunde. Wenn sie einen bösen Witz machen wollen, nennen sie diesen Ort Vaterland, dann stehen ihnen gleich die Feministinnen auf der Matte. Feminismus meinte einmal Gleichberechtigung von Mann und Frau. Heute bezeichnet der Begriff, das Recht der Frauen, ebenfalls Arschloch in der Chefetage zu spielen und die Freiheit, sich in der Freizeit zum Lustobjekt degradieren zu dürfen. In der Tat ist ein Volk von Arschlöchern nicht zu befürworten. Völker gibt es nicht mehr. Wenn der brave Arbeitsmensch einem nostalgischen Anfall erliegt, so einer Restsehnsucht, die der Tiefenpsychologe zu Tage befördert hat, erlaubt ihm sein Arbeitgeber möglicherweise ein Sabbatical, eine Auszeit, schliesslich bringen nur gesunde Ressourcen Wertschöpfung. Als EU-Bürger kennt er natürlich seine Nachbarstaaten. Sie unterscheiden sich nicht mehr signifikant voneinander, weswegen es ihn in die Ferne zieht. Nach Asien zum Beispiel. Dort gibt es noch Völker. Dort gibt es noch emotionale Wärme. Für den Mann gibt es dort Weiber. Für lächerliche zwanzig Euro. Ein Schnäppchen. Top Qualität, eng. Nun, die Welt ist ungerecht, aber ein bisschen Entwicklungshilfe leistet man doch gerne.

Es ist schön, dass wir heute so offen sind, dass wir unsere Sexualität frei leben können. Sex diente ursprünglich der Fortpflanzung. Heute muss die Frau zum Glück nicht mehr gebären. Migrantinnen erledigen das für sie. Der mobilen Arbeitskraft stehen Kinder im Weg. Kinder haben nun Mal einfach die Tendenz im Weg zu stehen. Am besten vermeidet man gleich das Wort „Familie“, bezeichnet sie doch eine barbarische Institution. „Familie“ ist das Codewort der Rechtsradikalen, wie Eva Hermann vorgeführt hat. Diese Arschlöcher macht man mundtot. Überhaupt sind abweichende Meinungen nicht zu tolerieren. Am besten schreibt man gleich einen Wikipedia-Eintrag über die zu denunzierende Person, falls das Bashing auf medialen Netzwerken erfolglos war. Das sind die Vorzüge des unzensierten Internets. Jeder darf sich demokratisch an medialen Hinrichtungen beteiligen. Das ist multikulti. Daher dürfen einzelne Staaten unmöglich ihr eigenes Netz einrichten. Die globale Vernetzung stünde in Gefahr, Daten gingen verloren, der Cyberspace würde unüberschaubar, Parallelwelten entstünden, rassistische Bewegungen erhielten Auftrieb, Bestrebungen zur Verteidigung des Volkes entstünden…dass der Staat dem Volk dienen soll und nicht umgekehrt, solche wirren Theorien können sich verbreiten.

Reden sie daher bitte niemals von Völkern.