Dösen in Dosen mit den Nachkommen Frischs

Im Halbschlaf denke ich: Das Gewehr geht ein Kind suchen, und das Kind trifft mein Herz.

Gestern Nacht schrieb ich:

Wenn die Alter vorbei sind, dann hauchen wir uns vielleicht an. Mit dem Rest Widerstand, der uns bleibt. Gehen Arm in Arm an Plakaten vorbei. Gemeinsam eine Geschichte zu schreiben, schliesst immer die ganz eigene aus. Ob die nun Scheitern wär oder Grössenwahn. Arm in Arm ist Mittelmass, so sagt man.

Wer sagt denn sowas? Aber es stimmt wohl schon, zum Kämpfen braucht man beide Arme, aber Widerstand denkt man sich besser als Schutzwall, und alleine wallen ist schwer. Man wird schneller mitgerissen, als man denken kann, Arme hin oder her.

Mein Haar hängt mir wie schlapper Schnittlauch vom Kopf. Ich sollte nach Krakau gehen, der Grund ist mir nicht weiter bekannt.

Ich gehe an einem Haus vorbei, an dem ein Schild hängt: Dario Jesensky, Psychiatre. Wie gerne würde ich Monsieur Jesenskys Zeit mit meinem schlechten Französisch stehlen. Ich stelle ihn mir wie einen Brotkasten vor. In seinem Inneren herrscht totale Ordnung und Sauberkeit, und er fragt mich, warum ich meine Schuhe nicht besser pflegen würde. „Es ist mir bekannt, dass Schuhe im Traum Ausdruck der Sexualität sind“, sage ich, „unterstellen sie mir, was sie wollen, mich würde eher interessieren, warum meine Brillengläser stets so schmutzig sind.“ Herr Jesensky sagt, ich solle mir angewöhnen, meine Brille stets vor dem Zubettgehen mit einem Brillentuch zu reinigen. Dann solle ich auch vor dem Mittagessen die Gläser putzen, und einmal in der Woche im Brillengeschäft vorbei gehen, dort gäbe es eine besondere Vorrichtung zum Reinigen der Nasenfahrräder, das sogenannte Brillenbad.

Herr Jesensky bietet mir eine Tasse Tee an, faltet seine Hände und wir starren uns fünf Minuten lang an, da ich nichts sage. Schliesslich sagt er, ob ich wisse, dass ich einen leichten Silberblick hätte. Ich verneine. Ich rezitiere mein kurzes Gedicht vom Kind und dem Gewehr, und er sagt, es wäre wohl nicht gut gewesen, wenn ich Gottfried Benn gekannt hätte. „Wieso?“, frage ich. „Die Frage stellt sich doch überhaupt nicht.“

Der Bärfuss wird ausfällig. Er möchte am TTIP-Verhandlungstisch sitzen, während die europäische Masse doch gerade im Begriff scheint, den Tisch zu verbrennen. Der Heimathass ist ein linkes Phänomen. Und wovon sollte er sich denn ernähren, wenn nicht vom Blocher, der den Anker sammelt. Und warum sollte ein Rechter den Anker nicht mögen dürfen? Den Hodler mag er übrigens auch. (Der Amiet ist ideologisch noch neutral!) Zum Glück gibt es nicht nur rechts und links, sondern auch noch oben und unten. Und der Lenz beklatscht den mutigen barfüssigen Auftritt, obwohl die transatlantische Kost doch täglich im deutschen Mainstream zu lesen ist. Dieses globale Geschwätz auch immer. Als Zwerge können wir doch auch ganz bescheiden leben, mit einem bedingungslosen Grundeinkommen beispielsweise.

Die Männer also reden kolossales Zeugs und gedenken im Geist Dürrenmatts und Frischs. Das Kolossale ist gleichzusetzen mit „Subjektives männliches Empfinden in Zeiten der kollektiven Verwirrtheit“. Früher nickte die Frau, und holte das Zigarrenkistchen. Heute sitzt sie dem Mann in der Redaktionssitzung gegenüber und denkt: https://www.youtube.com/watch?v=Q_0yaRVLeJ8

Daher muss jede Politik scheitern.

Arm in Arm ist Mittelmass, würde aber vermutlich Frieden bedeuten.