Karma des Überangebotes

Wir Veganer sind uns ja gewohnt, mit der Tupperdose auszurücken, wenn wir mittags nicht zu Hause sein können oder sonst gerade in der Gegend rumgondeln, wo die Nahrungsbeschaffung ungewiss ist – gerade in der Provinz fehlt oft ein Tibits oder ein Lebensmittelladen mit einem einladenden veganen Sortiment. So haben wir gelernt bescheiden zu werden; Haferflocken und Datteln stets als Notfallnahrung mit im Gepäck.

Der neue Karma-Shop am Bahnhof Bern ist also ein Traum für jeden Veganer, der sich rasch mit einer kostengünstige Mahlzeit für unterwegs eindecken will. Der Shop bietet vegetarische und vegane Produkte aus dem Coopsortiment, neben der Karma-Linie Produkte von Veganz und anderen bekannten Marken.

Egal ob Müslis, Sandwiches, diverse Humussorten (Humusse?) und Brötchen, die Pflanzenvertilgerin, um auch mal eine weibliche Form zu wählen, wird hier fündig. Sie erwartet ausserdem eine grosse Auswahl an Smoothies und anderen modernen Getränken, die man mal so aus Neugierde in den Einkaufskorb legt – und hier lauert auch schon die grosse Karma-Falle!

Man gerät hier leicht in Versuchung, Dinge zu kaufen, die man eigentlich nicht benötigt. Als Freundin unverarbeiteter Lebensmittel verzichte ich grösstenteils auf Fleischersatzprodukte, Pflanzenburger – die mache ich selber, ganz ohne Zusatz- und Konservierungsstoffe. Ich kaufe so gut wie keine veganen Aufstriche, da ich wenig Brot esse, und die meisten Aufstriche wiederum sehr viele Inhaltsstoffe enthalten, davon ein grosser Teil Fett.

Trotzdem ist so ein Lädeli schön. Die pflanzliche Ernährung erhält einen weiteren Platz an einem Knotenpunkt des Fussverkehrstroms und präsentiert sich hier von der besten Seite. 40 Lebensmittel wie Quinoa und Nüsse gibt es hier in Schüttbehältern für die Zero-Waste-Praktikerin. Und endlich gibt es eine Adresse, wo man die Familie hinschicken kann, wenn sie einem denn unbedingt etwas mitbringen will. (Jemanden in den Bioladen zu schicken, hat immer noch diesen dünkelhaften Beigeschmack.) 50 Produkte der Karma-Linie sind nach den Richtlinien von Bio Suisse hergestellt und tragen die Bio Knospe als Gütesiegel. 175 Proudukte sind vegan. Das heisst, dass weniger als die Hälfte der Karma-Produkte Bioprodukte sind, aber das nur am Rande.

Zurück zu den Mitbringsel. Für Apéronaschereien bin ich dann doch zu haben, auch wenn ich für mich selbst keine Chips und salziges Gebäck kaufe. Dasselbe gilt für Energieriegel. Die esse ich aus Kalorienphobie selten, wobei ich auch ungern drei Franken für einen Riegel ausgebe. Gewürze mag ich auch, der Einfachheit halber kaufe ich aber meist nur Curry und Kurkuma.

Die geneigte Leserschaft könnte aus meinen Erläuterungen nun leicht ableiten, dass die Autorin an einer schweren Form der Orthorexie, also dem Zwang, nur gesundes Essen zu sich zu nehmen, leide. Na ja, vielleicht trifft das sogar ein bisschen zu. Ich meide ungesundes Essen aber nicht aus Angst einen immensen Schaden davon zu tragen, sondern einfach aus der Erfahrung heraus, dass ich mich nach dem Verzehr von hoch verarbeiteten Nahrungsmitteln entsprechend träge und unwohl fühle. Auch vereinfacht es einem das Leben ungemein, wenn man bei den Basics bleibt:

Ich mag es nicht, mich zwischen vielen Dingen entscheiden zu müssen. Mir reicht alleine die Auswahl. Gemüse, Früchte, Hülsenfrüchte, Getreide, Samen und ein paar Gewürze. Et puis voilà, mein Einkauf ist erledigt. Damit spare ich nicht nur Zeit beim Einkauf, sondern auch eine Menge Geld. (Ähnlich halte ich es mit der Kleidung. Meine Basics kann ich idealerweise alle miteinander kombinieren.)

Letztendlich habe ich den Laden mit einem Schoko-Protein-Pulver, einem Proteinbrötchen – etwas Zusatzproteine können bei meinem Sportpensum nicht schaden, einer Dinkelmilch und einem Mandelschokodrink zum Soforttrinken verlassen.

Entgegen meinen Gewohnheiten.

Der Bio Protein Shake Cacao schmeckt übrigens ausgezeichnet. Er beinhaltet Kürbiskernproteinpulver, Dattelpulver, Bananenpulver, fettarmes Kakaopulver, Reismehl und Kochsalz. Alle landwirtschaftlichen Zutaten stammen aus biologischer Produktion.

Aber so richtig wohl ist mir nach diesem Genuss nicht.